Theorie
Definition «Orientierungslauf»
Ein Orientierungslauf, kurz OL genannt, ist eine Disziplin des Ausdauersports, die zwei Kompetenzen umfasst: das Orientieren und das Laufen. Anhand einer Karte, die man bei der Durchführung eines OLs erhält, werden Kontrollpunkte, bekannt unter dem Begriff Posten, im Gelände angelaufen. Dabei steht der Person die Reihenfolge der Postenbesetzung frei. Beim Orientierungslauf geht es nicht nur um die Schnelligkeit, sondern vor allem um die Kompetenz, sich in der Umgebung zu orientieren. Nicht immer gewinnen die schnellsten SchülerInnen, die einfach losrennen und die Posten wild suchensondern auch diejenigen, die sich Zeit nehmen und die Route geschickt planen. Ein erfolgreicher OL erfordert gute Teamarbeit! Die Kommunikation ist dabei der Schlüssel. Die SchülerInnen sind darauf angewiesen, ihre Beobachtungen in der Gruppe zu besprechen und gemeinsam die optimale Route zum nächsten Posten zu finden. Man könnte behaupten, die Kommunikation sei der Kompass der Gruppe! So wie viele Schulfächer, bietet der OL auch zahlreiche Differenzierungsmöglichkeiten. Unsichere Kinder können in Gruppen gemeinsam laufen, während erfahrene Kinder allein unterwegs sind. Eine zusätzliche Motivation beim OL ist nicht nötig – es weckt von allein den natürlichen Entdeckergeist der SchülerInnen. Fast jedes Kind hat schon einmal bei einer Schnitzeljagd oder Schatzsuche mitgemacht. Der OL ist genauso mit seinen vielfältigen Ausführungen. Jeder gefundene Posten ist wie ein kleiner Sieg, der die SchülerInnen motiviert, den Nächsten zu machen (Daschiel, Döhler, Roche & Zangerl, 2023, S. 6)
Pädagogische Perspektive
Der Orientierungslauf ist eine pädagogisch wertvolle Sportart, da er fast alle pädagogischen Perspektiven wirkungsvoll zur Geltung bringt. Leistung: Beim OL müssen Schüler*innen sich orientieren, Karten lesen und eine Strecke (nicht immer!) möglichst schnell und effizient bewältigen. Dadurch erleben die Schüler*innen, wie sie sich verbessern können und reflektieren dementsprechend ihre Leistung. Miteinander: Gewisse OL-Formen fördern eine Partner/-Gruppenarbeit. Dabei sind Teamgeist und Zusammenarbeit von grosser Bedeutung. Die Schüler*innen lernen, gemeinsam Aufgaben zu lösen und sich gegenseitig zu unterstützen. Eindruck: Die Erfahrungen in der Natur während des OLs fördert die Wahrnehmung: Geräusche, Orientierung an diversen Gegebenheiten. Die Schüler*innen machen mithilfe des OLs neue, Körper- und Bewegungserfahrungen. Wagnis: Die Wagnis hat eine grosse Bedeutung beim OL, da sich die Schüler*innen in unbekannten Geländen orientieren müssen, Entscheidungen unter Unsicherheit treffen und lernen, mit Misserfolgen umzugehen. All das fördert die Wagnis. Gesundheit: Durch die aktive Bewegungszeit wird die Gesundheit der Schüler*innen beim OL gefördert. OL bietet das Bewegen an frischer Luft mit geistiger Aktivität - Dadurch werden sowohl die körperliche als auch die mentale Gesundheit gefördert
Förderung von Selbst- und Sozialkompetenzen
Das Erkunden unbekannter Gebiete, im Englischen als „Charting new territory“ bekannt, bezeichnet im Deutschen das „Betreten von Neuland“. Für viele, vor allem für Kinder und Jugendliche, ist dies eine Quelle der Angst. Doch Entdeckungsfreude, Mut und Neugier sind entscheidende Motoren des Lernens. Diese Eigenschaften entfalten sich am besten in einem stabilen emotionalen Umfeld. Sie lassen sich besonders gut fördern, wenn Kinder und Jugendliche Vertrauen in sich selbst entwickeln und Vertrauen erfahren. Der Orientierungslauf ist ein ideales Instrument dafür, vor allem, weil viele Menschen eine natürliche Scheu vor unbekanntem Gelände haben. In einem sorgfältig vorbereiteten, sicheren und kontrollierbaren Umfeld entfaltet der Orientierungslauf in der Schule den Entdeckergeist der Schüler*innen. Er bietet ermutigendes Feedback bei zunehmendem Anspruch und ermöglicht das Üben vielfältiger sozialer Fähigkeiten. Indem die Schüler sich schrittweise an unbekanntes Terrain heranwagen, gewinnen sie Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und den Mut, sich höheren Anforderungen zu stellen. Viele Schüler*innen sind erstaunt über ihre eigenen Fähigkeiten und überrascht davon, wie gut ihnen das Orientieren gelingt. Sie entwickeln außerdem Strategien, um sich in unbekannten Situationen sicher und selbstbewusst zurechtzufinden. Um unbekanntes Gelände zu erleben, ist eine gezielte Aktivierung der kognitiven und körperlichen Ressourcen erforderlich, ohne dass die Schüler*innen überfordert werden. Mit einer geeigneten Gruppenzusammensetzung können schwierigere Aufgaben durch Teamarbeit oft problemlos gemeistert werden. Dabei erfahren die Schüler*innen, wie wichtig es ist, die unterschiedlichen Stärken und Kompetenzen innerhalb einer Gruppe zu nutzen, und erwerben wertvolle Teammanagement-Fähigkeiten. Verschiedene Lösungsvorschläge können gleichzeitig ausprobiert oder gemeinsam entwickelt werden. Da das gemeinsame Ziel – die praktische Lösung – im Vordergrund steht, begreifen die Schüler*innen ohne lange Erklärungen, dass Konflikte in dieser Situation keine produktive Lösung bieten. Der Erwerb von Selbstkompetenzen wie Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sowie Team- und Sozialkompetenzen legt den Grundstein für die zukünftige Lern- und Experimentierfreude der Kinder und Jugendlichen. So wird der Zugang zur Entdeckung und dem Vermessen unbekannter Gebiete eröffnet


Orientierung
Anleitungen für den Orientierungslauf in Schulen.
© 2025.